Nachdem Gülmen und Özakca am 75. Tag ihres Hungerstreiks festgenommen wurden, befinden sich nun auch ihre Angehörigen in Haft. Wir sprachen mit ihnen, während sie im Polizeiwagen abgeführt wurden.
Am 75. Tag ihres Hungerstreiks wurden die Akademiker*innen Nuriye Gülmen und Semih Özakca Sonntagabend in Ankara festgenommen und befinden sich immer noch in Polizeigewahrsam.
Sie waren in den Streik getreten, um gegen ihre Entlassung per Notstandsdekret zu protestieren. Zur Unterstützung ihrer Sache traten auch Angehörige der beiden in einen zeitlich unbegrenzten Hungerstreik.
Ebenfalls festgenommen wurden nun Sultan Özakca – die Mutter von Semih Özakca – sowie Veli Saçılık, weil sie den öffentlichen Protest der beiden Akademiker*innen am Menschenrechtsdenkmal von Ankara fortführen wollten.
Saçılık hatte im Jahr 2000 an einem großen Hungerstreik in der Haftanstalt Burdur teilgenommen und während eines Polizeieingriffs mit Bulldozern seinen rechten Arm verloren. Saçılık und die Mutter von Özakca sprachen am Telefon mit taz.gazete, während sie im Polizeiwagen abgeführt wurden.
Veli Saçılık sagt: “Wir wurden mit Gewalt in den Polizeiwagen gesteckt. Es wurde sehr viel Tränengas versprüht, obwohl Semihs Frau Esra unter Asthma leidet. Aber das interessiert keinen. Die AKP verfolgt einen illegalen Weg. Sie sagen, es sei eine Straftat vor dem Menschenrechtsdenkmal zu demonstrieren. Das ist doch lachhaft.
Es gibt keinen Unterschied zwischen dieser Regierung, und den von ihr kritisierten israelischen Rechten, die vor den Augen hungerstreikender Insassen Fleisch grillten. Doch sie sollen wissen, dass unser Widerstand diesmal nicht zu bezwingen ist. Es geht hier nicht mehr um die Revolution. Es geht um unsere Jobs!“
Semih Özakcas Mutter Sultan Özakça äußerte sich wie folgt: “Natürlich bin ich sehr besorgt und traurig über den Zustand meines Sohnes und Nuriyes. Aber mein Sohn hat mir den Widerstand beigebracht, für ihn bin ich in den Hungerstreik getreten.“
Auch mehrere Abgeordnete versammelten nachmittags sich am Menschenrechtsdenkmal, um sich zu solidarisieren.